Für seine Verdienste um Crailsheim hat Tilman Wagner (59), bis 2013 Stadtbrandmeister, im vergangenen Jahr die höchste Auszeichnung der Stadt, den goldenen Horaff erhalten.
Weil sein Wirken aber nicht nur für Crailsheim bedeutend ist, bekam er nun auch noch die vom Bundespräsidenten verliehene Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland. Vorgestern überreichte ihm Oberbürgermeister Rudolf Michl die hohe Auszeichnung. Nur am Rande: Schon 2013 wurde die Arbeit Wagners mit dem Medienpreis des Hohenloher Tagblatts gewürdigt.
„Sie, Herr Wagner, haben dieses Amt mit allerhöchstem Einsatz ausgefüllt.“
- Rudolf Michl, Crailsheims Oberbürgermeister
Warum ein Orden des Bundespräsidenten? Die Antwort gab vorgestern der frühere Landesbranddirektor Hermann Schröder, der inzwischen im Innenministerium in Stuttgart für Feuerwehrbelange zuständig ist. Wagners Impulse, betonte er in seinem Grußwort, würden weit über die Grenzen Crailsheims hinaus wirken. Der frühere Stadtbrandmeister habe mit seinen „so unkonventionellen wie herausragenden Ideen“ die Diskussion über wichtige Fragen der Feuerwehr landes- und bundesweit beeinflusst. Für Schröder ist Wagner ein „herausragender Motivator“, der es stets verstanden habe, seine Kameradinnen und Kameraden für neue Ideen zu begeistern. So habe er es erreicht, dass die Mannschaft mit ihm neue Wege beschreitet. Wenn einer es auf sich nehme, im Ehrenamt mehr als 20 Jahre lang für die Sicherheit der Bürgerschaft in Stadt und Umland verantwortlich zu sein, dann sei das ein beeindruckender Beleg für hohes Verantwortungsbewusstsein und enormes gesellschaftspolitisches Engagement. Wagner sei ein leuchtendes Vorbild – und das nicht nur für Feuerwehrleute.
Für Oberbürgermeister Michl ist Wagner „ein ganz besonderer Mensch“. Er freue sich sehr, dass dieses „herausragende Engagement“ nun eine „hohe Würdigung“ erfährt. „Sie haben dieses Amt mit allerhöchstem Einsatz und enorm hohen Verantwortungsbewusstsein ausgefüllt“, attestierte er dem Geehrten, der als 24-Jähriger in die Feuerwehr eingetreten ist, und keine zehn Jahre später deren Chef war. Dass an die Crailsheimer Wehr Maßstäbe angelegt werden können, denen ansonsten nur Berufsfeuerwehren genügen, sei das Verdienst von Wagner, unterstrich Michl. Für das Stadtoberhaupt steht fest: „Ihr Verdienst hat bundesweiten Beispielcharakter.“ Michl machte dieses Lob an zwei Beispielen fest: dem Wechselladersystem und der dezentralen Struktur der Wehr. Das Wechselladersystem ermöglicht es Feuerwehren, mit wenigen Trägerfahrzeugen die in Behältern verstaute Ausrüstung, die benötigt wird, an die Einsatzorte zu bringen. So kann auf die Anschaffung vieler Sonderfahrzeuge mit schmalem Einsatzspektrum verzichtet werden. Noch zukunftsweisender dürfte die Entscheidung Wagners sein, die dezentrale Struktur der Crailsheimer Feuerwehr beizubehalten. Während anderswo Abteilungen zusammengelegt werden und diese Entscheidung mit dem Bau neuer Gerätehäuser den Feuerwehrleuten „verkauft“ wird, wurden in Crailsheim die Außenabteilungen ertüchtigt und sind mittlerweile regelmäßig ins Einsatzgeschehen eingebunden. So sei eine Stützpunktfeuerwehr wie die Crailsheimer, die auch Aufgaben im Umland übernimmt, weiterhin in der Lage, auch große Schadenslagen zu bewältigen. Michl würdigte auch das unternehmerische Denken von Wagner. Ihm seien stets Kosten-Nutzen-Analysen wichtig gewesen und deshalb habe er immer das Machbare vor Augen gehabt und nicht das, was unerreichbar war.
„Es ist mir eine große Ehre“ – mit diesen Worten bedankte sich Wagner für die Auszeichnung mit der Bundesverdienstmedaille. Er nehme den Orden „stellvertretend für alle Feuerwehrangehörigen in Crailsheim“ entgegen. „Im Mittelpunkt steht der Mensch“ – dieser Satz sei stets seine Handlungsmaxime gewesen und auch deshalb habe er sich gegen eine Zentralisierung der Feuerwehr gewehrt.
Mehr Einsätze statt Abschaffung
Prägendes Erlebnis war für Wagner die Auflösung der Gruppe Ingersheim. Damals hätten zwar noch die jungen Feuerwehrleute den Weg in die Hauptwache in der Gartenstraße gefunden, aber nicht mehr die älteren. Damals habe er lernen müssen, dass man Feuerwehrmänner nicht einfach verpflanzen könne. Seitdem machte sich Wagner dafür stark, die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen beizubehalten, sie aber den aktuellen Erfordernissen anzupassen, was Ausrüstung und Ausbildung der Männer und Frauen in den Stadtteilwehren angeht.
Quelle: Hohenloher Tagblatt